Feedback, das nicht verletzt – sondern weiterbringt

Kategorie:
Kommunikation, Mastering Dialogue (MD)

Was dich in diesem Artikel erwartet:

In diesem Artikel erfährst du, warum ehrliches Feedback oft missverstanden wird – und wie du es trotzdem wirkungsvoll geben kannst. Wir beleuchten die häufigsten Hindernisse in Feedback-Gesprächen und zeigen, wie du mit der STATE-Methode aus Crucial Conversations klar, respektvoll und konstruktiv kommunizierst. Du bekommst konkrete Formulierungshilfen, Praxisbeispiele und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für schwierige Gesprächssituationen. So gelingt dir Feedback, das nicht verletzt – sondern weiterbringt.

Wie aus kritischen Gesprächen neue Lösungen entstehen

Praxisanleitung: Feedback vorbereiten, formulieren und kommunizieren

Trotz unzähliger Seminare, Trainings und Fachartikel – Hand auf´s Herz: wer kann seinem Gegenüber wirklich ein Feedback geben, dass ehrlich, wertschätzend, respektvoll UND hilfreich ist?

Offenes Feedback zu geben, kann aus mehreren Gründen schwierig sein: psychologisch, sozial und kulturell. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • Angst vor negativen Reaktionen: Viele Menschen fürchten, dass offenes Feedback Spannungen oder Streit auslöst– sei es im beruflichen oder im privaten Kontext. Vor allem bei kritischen Rückmeldungen besteht die Sorge, die andere Person zu verletzen oder die Beziehung zu gefährden.
  • Streben nach Harmonie: Wir wollen gemocht werden und dazugehören. Kritisches Feedback stört dieses Bedürfnis, weil es oft als unangenehm oder konfrontativ empfunden wird. In vielen Kulturen wird Harmonie sehr hoch bewertet – da passt offene Kritik nicht gut rein.
  • Unklarheit wieman Feedback geben soll: Manchmal wissen wir schlicht nicht, wie wir Gedanken ausdrücken sollen, ohne verletzend zu wirken. Das kann zu einem vagen oder zu weichen Feedback führen, welches am Ende wenig bringt.
  • Vertrauensdefizit: Ehrliches Feedback braucht ein gewisses Maß an Vertrauen. Wer nicht weiß, wie die andere Person reagieren wird – oder ob es negative Konsequenzen gibt (z. im Arbeitskontext) – hält sich eher zurück.
  • Übermäßige Empathie – und Angst, zu verletzen: Manchmal will man die andere Person nicht enttäuschen oder traurig machen. Besonders bei Menschen, die einem wichtig sind, ist es schwer, Dinge anzusprechen, die wehtun könnten – selbst, wenn es nötig wäre.

Unklarer Nutzen: Wenn unklar ist, ob das Feedback überhaupt ankommt oder etwas verändert, fragt man sich: „Warum soll ich mir die Mühe machen?“ – das kann ebenfalls ein Hemmnis sein.

Die entscheidende Frage bleibt: WIE formuliere ich Kritik so, dass sie offen, gleichzeitig respektvoll und tatsächlich hilfreich ist?

Feedbackkultur in Deutschland: Zwischen Angst und Ausreden

Studien zeigen: In Deutschland fehlt es an offener Kommunikation, was sich spürbar negativ auf Innovation und Zusammenarbeit auswirken kann. (Quelle: „Fehlerkultur Report” von Ernst & Young)

 

der Führungskräfte 

haben in den letzten zwei Jahren eigene Fehler nicht oder nur teilweise zugegeben.

der Führungskräfte in der Finanzbranche 

verschweigen ihre Fehler vollständig oder teilweise.

der Führungskräfte 

fürchten Karrierenachteile, wenn sie Fehler eingestehen.

der Führungskräfte

erkennen an, dass eine mangelnde Fehlerkultur die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefährdet.

Die Folgen von falschem oder fehlendem Feedback sind massiv:

  • Innovation wird gehemmt: Mitarbeitende vermeiden Risiken – aus Angst vor Sanktionen.​
  • Vertrauen sinkt: Wenn Fehler nicht offen besprochen werden, bröckelt das Vertrauen – besonders in Führungskräfte.
  • Lernen bleibt aus: Ohne ehrliches Feedback können aus Fehlern keine Verbesserungen abgeleitet werden.
  • Verantwortung wird abgeschoben: Wer nicht zu Fehler steht, sucht Schuldige – das erschwert die Zusammenarbeit.

 

Wir wissen: Eine offene und konstruktive Fehlerkultur ist entscheidend für den langfristigen Erfolg von Unternehmen und Organisationen sowie für die individueller Zufriedenheit und Motivation aller Mitarbeitenden.

Und: Nur eine offene und konstruktive Feedbackkultur ermöglicht Lernen und Innovation und stärkt das Vertrauen innerhalb von Teams.

Trotz des Wissens um die Bedeutung von offenem Feedback fehlt es häufig an der sprachlichen Umsetzung: Wie formuliere ich Kritik so, dass sie gehört und nicht abgewehrt wird?

Erfolgreiche Kritik mit der „Crucial Conversations“-Methode

Das Buch „Crucial Conversations“ (Patterson, Grenny, McMillan & Switzler) ist längst ein Bestseller. Es zeigt, wie man in emotional aufgeladenen oder heiklen Gesprächen ruhig und wirkungsvoll kommuniziert. Besonders bei Feedback-Gesprächen – etwa im Job oder in Beziehungen – liefert das Buch hilfreiche Strategien. Unsere Trainings bauen auf genau diesen Strategien auf.

 

Hier die wichtigsten Praxistipps aus „Crucial Conversations“ für ehrliche, respektvolle UND hilfreiche Rückmeldungen:

1

Start with Heart (Beginne bei dir selbst):

Bevor du dein Gegenüber ansprichst, mache dir zunächst deine eigene Absicht klar und stelle dir folgende Fragen:

  • „Was will ich wirklich erreichen – für mich, für den anderen, für unsere Zusammenarbeit, unsere Beziehung?“
  • Geh mit der Haltung rein: „Ich will mein Gegenüber wirklich verstehen und mit ihm/ihr gemeinsam eine Lösung finden.“

Wichtig: Greife nicht an, sondern sei respektvoll, ruhig, ehrlich & lösungsorientiert!

2

Master My Stories (Hinterfrage deine eigenen Gedanken):

Deine Emotionen entstehen aus den Geschichten, die du dir selbst erzählst.
Beispiel: „Er ignoriert meine Arbeit – also respektiert er mich nicht.“

  • Mach dir klar: Was sind Fakten, was sind deine Interpretationen.
  • Frag dich: „Gibt es auch eine andere Erklärung für sein/ihr Verhalten?“

Wichtig: Bleibe objektiv, statt impulsiv zu reagieren.

3

STATE My Path: Drücke deine eigene Meinung mit der STATE-Methode ehrlich und respektvoll aus, ohne zu verletzen:

S.T.A.T.E. steht für:

Share your facts

Benenne nur die beobachtbaren Fakten.

Tell your story
Erkläre deine Wahrnehmung oder Interpretation.

Ask for others’ paths
Erfrage die Sicht der anderen Person.

Talk tentatively

Präsentiere deine Sichtweise nicht als absolute Wahrheit.

Encourage testing

Lade aktiv zum Gespräch ein – keine Ansage!

4

Make it Safe (Schaffe Sicherheit)

Menschen hören nicht zu, wenn sie sich angegriffen fühlen, daher:

  • Zeige Respekt & Wohlwollen.
  • Stelle sicher, dass dein Gegenüber weiß, dass du gute Absichten hast.
5

Explore Others’ Paths (Hör zu & zeige echtes Interesse)

Lass Raum für die Sichtweise der anderen Person. Frag nach:

  • „Wie hast du das erlebt?“
  • „Was war dir in dem Moment wichtig?“

Wichtig: Du willst dein Gegenüber verstehen – NICHT „gewinnen“.

6

Move to Action (Vereinbare konkrete Schritte)

Am Ende braucht es konkrete Absprachen:

  • Wer macht was bis wann?
  • Wie gehen wir mit ähnlichen Situationen in Zukunft um?

Wichtig: Feedback ohne Veränderung ist wertlos – das Ziel ist immer: Lernen & Vorankommen.

„STATE“ deinen Weg: Praktiziere diese effektive Kommunikationstechnik.

Das Akronym STATE hilft, deine Meinung klar und respektvoll auszudrücken:

Beispiel: “Ich habe bemerkt, dass wir die letzten Deadlines nicht eingehalten haben (Fakten). Das macht mir Sorgen, weil es auf Kunden unprofessionell wirkt (Sichtweise). Wie siehst du das?”

 

Tipp: Übe STATE im Alltag, auch in kleineren Gesprächen.

Beispiel: Konstruktives Feedback im Meeting Ein Praxisbeispiel nach der STATE-Methode – konstruktiv, klar, nicht verletzend:

Du möchtest deinem Kollegen einen Hinweis geben, weil er in Meetings oft andere unterbricht. Du willst das ansprechen, ohne vorwurfsvoll zu wirken – dein Ziel ist ein besseres Miteinander, nicht Schuldzuweisung. 

So könnte das Feedback klingen (nach STATE):

Share your facts (Teile deine Fakten):

„In den letzten drei Meetings ist mir aufgefallen, dass du öfter andere unterbrichst, zum Beispiel als Anna gestern gerade ihre Idee vorgestellt hat.“

Tell your story (teile deine Wahrnehmung):
„Ich hatte den Eindruck, dass das für manche frustrierend ist – vielleicht auch für dich selbst, wenn du einfach nur engagiert bist und Ideen einbringen willst.“

Ask for others’ paths (frage nach der Sicht des anderen):
„Wie hast du das erlebt? war dir das bewusst, oder war das aus deiner Sicht vielleicht gar nicht so gemeint?“

Talk tentatively (rede vorsichtig, nicht belehrend):
„Ich könnte mich natürlich auch täuschen – vielleicht sehe ich das zu kritisch. Ich wollte es nur offen ansprechen, bevor es zu Missverständnissen kommt.“

Encourage testing (ermutige zur Rückmeldung):

„Ich bin offen für deine Sichtweise – vielleicht finden wir gemeinsam eine gute Lösung, wie wir in Meetings besser zusammenarbeiten können.“

Die Anwendung der Crucial Conversations-Methode hat folgende Vorteile, für dich persönlich, für dein Team und dein Unternehmen:

  • Du bleibstfaktisch und konkret – keine pauschalen Vorwürfe.
  • Duzeigst Verständnis und machst klar, dass keine böse Absicht dahintersteckt.
  • Du lädst zur Zusammenarbeit ein, statt zu konfrontieren.
  • Du schaffst psychologische Sicherheit, in der echtes Lernen möglich ist.

Crucial Conversations – gelesen, verstanden … und jetzt?

Wenn das nächste Feedbackgespräch ansteht, geh vorbereitet rein, statt einfach zu hoffen, dass es schon gut laufen wird.

Melde dich an zu unserem „Crucial Conversation – Mastering Dialog“ bzw. „Der Weg zum Dialog“ Training an – nächster Termin 27.-28.11.

Du wirst lernen, wie du Situationen direkt und klar ansprichst, dabei souverän und respektvoll bleibst und dich in herausfordernden Gesprächen sicherer fühlst.

Das Ergebnis: bessere Kommunikation, mehr Wirkung – gerade dann, wenn es wirklich zählt.

Das Fazit: Kommunikation ist Schlüsselkompetenz

Übung: Formuliere eine konstruktive Rückmeldung in einer realen oder fiktiven Situation anhand der 5 STATE-Schritte.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Situation: ein Kollege unterbricht dich ständig in Meetings.

  1. “In den letzten zwei Meetings hast du mich jeweils unterbrochen, während ich etwas erklärt habe.“ (SHARE)
  2. „Ich hatte das Gefühl, dass meine Beiträge dadurch nicht vollständig gehört wurden.“ (TELL)
  3. „Wie hast du das erlebt? Ist dir das auch aufgefallen?“ (ASK)
  4. „Vielleicht habe ich es auch zu sensibel wahrgenommen – ich bin da offen.“ (TALK)
  5. „Ich würde es gerne gemeinsam besprechen, damit unsere Kommunikation im Team noch besser läuft.“(ENCOURAGE)

Über die Autorin

Therese Kollowik ist erfahrene Trainerin für Crucial Conversations for Mastering Dialogue® und Getting Things Done®. Seit vielen Jahren unterstützt sie Top-Manager und Managerinnen, Führungskräfte und Privatpersonen in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung. Als Karriereberaterin und Life Change Coach begleitet Therese Kollowik Menschen erfolgreich durch individuelle Veränderungsprozesse.

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Verständnis der Angst vor
 schwierigen Gesprächen:

Erkenne die häufigsten Gründe, warum du zögerst, heikle Themen anzusprechen, und lerne, wie deine Ängste die Qualität deiner Gespräche und Beziehungen beeinflussen.

Die Lernziele