 
        Produktiv in der Sommerpause: So nutzt du die ruhigste Zeit optimal
Wie du Projekte, Teamarbeit und persönliche Erholung clever und entspannt miteinander verbindest.
Die Sommerpause bietet dir eine einzigartige Gelegenheit, das eigene Produktivitätssystem zu überdenken und zu optimieren. Ein durchdachtes Vorgehen in den Sommermonaten kann den Unterschied zwischen einem chaotischen Herbst und deinem strukturierten, erfolgreichen Jahresende ausmachen. Nutze Ruhe nutzen, um dein persönliches "Getting Things Done" (GTD) System zu verfeinern und dich mental auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten. Erfahre in diesem Artikel, wie die reduzierte Arbeitsbelastung der Sommermonate dir ermöglicht, tiefer zu graben und wirklich nachhaltige Veränderungen in deinem Arbeits- und Lebensalltag zu implementieren.
Mehr Klarheit, weniger Stress: 8 Strategien für echte Sommerproduktivität
Der Sommer bringt natürliche Rhythmusveränderungen mit sich. Die längeren Tage, die entspanntere Atmosphäre und die geringere Arbeitsbelastung schaffen ideale Bedingungen für Reflexion und Neustrukturierung. Dein Geist ist offen für neue Ansätze, und du hast dadurch mehr mentale Kapazität für die tieferen Ebenen deiner Selbstorganisation.
Gleichzeitig ist es die Zeit, in der du ohne den üblichen Druck experimentieren kannst. Neue Gewohnheiten lassen sich leichter etablieren, wenn der Alltagsstress reduziert ist. Die Sommermonate bieten den perfekten Rahmen, um langfristige Veränderungen anzustoßen, die sich dann im Herbst als wertvolle Gewohnheiten etabliert haben.
 
        Bevor wir in die konkreten Schritte einsteigen, ist es wichtig, die verschiedenen Perspektiven1 zu verstehen, die David Allen in seinem GTD-System als "Fokushorizonte" definiert hat. Diese bilden das Fundament für eine nachhaltige Produktivitätsstrategie:

Horizont 5 - Sinn und Zweck:
Die tiefste Ebene deiner Motivation. Hier geht es um deine fundamentalen Werte und deinen Lebenssinn. Was treibt dich an? Welche Bedeutung hat dein Tun für dich und andere?

Horizont 4 - Vision:
Deine langfristige Vorstellung davon, wie dein Leben in 5-10 Jahren aussehen soll. Eine inspirierende Zukunftsvision, die als Magnetfeld für deine täglichen Entscheidungen fungiert.

Horizont 3 - Ziele und Zielsetzungen (1-3 Jahre):
Die mittelfristigen Meilensteine, die dich deiner Vision näherbringen. Konkrete, messbare Ziele, die in einem überschaubaren Zeitrahmen erreichbar sind.

Horizont 2 - Rollen und Verantwortlichkeiten:
Die verschiedenen Hüte, die du trägst – beruflich wie privat. Jede Rolle bringt bestimmte Erwartungen und Aufgaben mit sich.

Horizont 1 - Projekte:
Alle Vorhaben, die mehrere Schritte erfordern und ein klares Ergebnis anstreben. Sowohl berufliche als auch private Projekte fallen hierunter.

Horizont 0 - Nächste Schritte:
Die konkretesten, sofort ausführbaren Aktionen. Der Ort, wo Planung in Handlung übergeht.
Jeder Horizont informiert und beeinflusst die anderen.
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Tipps:
1. Physisch entrümpeln: Mehr Raum für Fokus schaffen
Beginne mit deinem direkten Umfeld. Räume deinen Schreibtisch leer, entferne alte Notizzettel, kaputte Stifte, Papierstapel, Bücher, die du seit Monaten ignorierst. Was nicht benutzt oder gebraucht wird, darf weg. Ein leerer Arbeitsplatz wirkt nicht nur ordentlicher – er signalisiert deinem Gehirn: Hier ist Platz für Neues.
Gehe systematisch vor: Erstelle drei Kategorien – "Behalten", "Wegwerfen" und "Unsicher". Alles, was in die Kategorie "Behalten" fällt, sollte einen festen Platz erhalten. Bei "Unsicher" gilt die Regel: Wenn du es in den letzten sechs Monaten nicht benutzt hast, kann es wahrscheinlich weg.
Vergiss auch nicht die weniger offensichtlichen Bereiche: Schubladen, Ablagefächer, Bücherregale. Oft sammeln sich hier über Monate hinweg Dinge an, die längst ihren Zweck verloren haben. Ein gründliches Entrümpeln kann überraschend befreiend wirken.
2. Digital detox: Speicher leeren, Klarheit gewinnen
Der digitale Raum ist oft chaotischer als der physische. Nutze die ruhigeren Sommerwochen, um Dateien, Mails und To-Do-Tools zu bereinigen:
- Lösche E-Mails ohne Relevanz oder archiviere abgeschlossene Threads
- Entferne doppelte Dateien und leere deinen Download-Ordner
- Beende oder archiviere alte Projekte in deinen digitalen Tools
- Leere dein Desktop – visuelle Klarheit ist mentale Klarheit
- Lösche Screenshots, alte PDFs, Sprachmemos und Präsentationen, die keinen Nutzen mehr haben
Ein strukturierter Ansatz für den digitalen Frühjahrsputz: Beginne mit dem E-Mail-Posteingang. Nutze die "Zwei-Minuten-Regel" – alles, was unter zwei Minuten dauert, wird sofort erledigt. Längere Aufgaben kommen in ein separates System.
Überprüfe deine Ordnerstruktur. Sind deine Dateien so organisiert, dass du sie schnell findest? Gibt es eine logische Hierarchie? Eine gut durchdachte Ordnerstruktur spart langfristig unzählige Stunden.
Prüfe auch deine Cloud-Speicher. Oft lagern dort Dateien, die du längst vergessen hast. Lösche überflüssige Dateien und organisiere den Rest. Denk daran: Jede Datei, die du behältst, kostet dich später Zeit beim Suchen.
Tipp: Stell dir vor, du würdest deinen Laptop einem neuen Teammitglied übergeben – was darf bleiben, was wäre Ballast?
3. Smartphone & Tablet aufräumen: Digitales Wohlfühlklima schaffen
Deine mobilen Geräte sind ständige Begleiter – und sie haben Pflege verdient. Beginne mit den Apps: Lösche alles, was du in den letzten drei Monaten nicht geöffnet hast. Reduziere Push-Benachrichtigungen radikal – besonders von Social Media, News oder Messenger-Diensten.
Gehe dann in deine Galerie: Sortiere Fotos, lösche doppelte oder veraltete Bilder, entferne Videos, die keinen Mehrwert mehr haben. Denk auch an Downloads, PDFs und gescannte Dokumente – sie lagern oft vergessen im Hintergrund.
Die Smartphone-Optimierung geht über das reine Aufräumen hinaus. Überdenke deine Homescreen-Gestaltung. Welche Apps sind wichtig? Platziere nur die essenziellen Apps auf dem Hauptbildschirm. Alles andere kann in Ordner oder auf weitere Screens.
Nutze die Gelegenheit, um deine Benachrichtigungseinstellungen zu überarbeiten. Jede Benachrichtigung ist eine Unterbrechung deines Fokus. Frage dich bei jeder App: Muss ich wirklich sofort informiert werden, oder reicht es, wenn ich selbst nachschaue?
Überprüfe auch deine Abonnements und automatischen Downloads. Podcasts, die du nicht mehr hörst, Newsletter, die du nicht mehr liest – all das verbraucht nicht nur Speicherplatz, sondern auch mentale Energie.
Ein aufgeräumtes Smartphone ist kein Luxus – es reduziert kognitive Belastung, spart Energie und fördert deinen Fokus. Deine digitalen Werkzeuge brauchen genauso Pflege wie dein Auto oder dein Schreibtisch.
4. Was liegt an? Deine nächsten konkreten Schritte klären
Jetzt wird's konkret. Welche Aufgaben kannst du sofort angehen? Formuliere jede nächste Aktion so, dass sie sichtbar und durchführbar ist. Statt 'Website überarbeiten' lieber 'Bilder für Startseite auswählen'. Dieser kleine Unterschied kann entscheidend sein, ob du ins Tun kommst oder weiter blockiert bleibst.
Hier greift das GTD-Prinzip der "nächsten Schritte". Jede Aufgabe sollte so formuliert sein, dass du sie ohne weiteres Nachdenken ausführen kannst. Sie sollte eine klare Handlung beschreiben, die zu einem sichtbaren Ergebnis führt.
Erstelle verschiedene Kontextlisten: "@Computer", "@Handy", "@Besorgungen", "@Home". So kannst du je nach Situation und verfügbaren Ressourcen die passenden Aufgaben auswählen.
Nutze die Sommerpause, um deine Aufgabenlisten zu überarbeiten. Oft sammeln sich dort über Monate hinweg Punkte an, die nicht mehr relevant sind oder nie konkret genug formuliert wurden. Streiche radikal alles, was nicht mehr wichtig ist.
5. Alle laufenden Projekte im Blick behalten
Erstelle eine vollständige Liste deiner laufenden beruflichen und privaten Projekte. Jedes Projekt, das mehrere Schritte benötigt und aktiv bearbeitet wird, gehört hierher. Sortiere, streiche oder kombiniere, was keinen Mehrwert mehr liefert. Und: Gönn dir das gute Gefühl, abgeschlossene Projekte bewusst abzuhaken.
Ein Projekt ist laut GTD-Definition alles, was mehr als eine Aktion erfordert und ein spezifisches Ergebnis anstrebt. Das kann von "Küche renovieren" bis "Präsentation für Kundentermin erstellen" reichen.
Führe eine ehrliche Bestandsaufnahme durch. Welche Projekte sind noch relevant? Welche wurden still und heimlich eingeschlafen? Welche könnten zusammengefasst werden?
Für jedes aktive Projekt definiere die nächste konkrete Aktion. Ohne diese Verbindung zwischen Projekt und nächster Aktion bleiben Projekte abstrakte Absichten ohne reale Umsetzung.
Berücksichtige auch die unterschiedlichen Lebensbereiche: Beruf, Familie, Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung, Finanzen. Oft haben wir in jedem Bereich mehrere Projekte laufen, ohne uns dessen bewusst zu sein.
Die Sommerpause ist ideal, um auch mal größere Projekte anzugehen, die während des hektischen Alltags liegen bleiben. Nutze die ruhigeren Zeiten für Projekte, die mehr Konzentration erfordern.
6. Deine Rollen und Verantwortlichkeiten neu betrachten
Du bist nicht nur Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin sondern vielleicht auch Elternteil, Freundin oder Freund, Community-Mitglied oder Führungskraft. In welchen Rollen blühst du gerade auf – und wo fühlst du dich eher getrieben als getragen? Diese Reflexion schafft emotionale und mentale Klarheit.
Rollen definieren nicht nur, was du tust, sondern auch, wer du bist. Jede Rolle bringt bestimmte Verpflichtungen und Erwartungen mit sich. Gleichzeitig bietet sie auch Möglichkeiten zur Gestaltung und Entwicklung.
Mache eine Liste aller deiner Rollen. Berücksichtige dabei sowohl die offensichtlichen (Beruf, Familie) als auch die subtileren (Mentor oder Mentorin, Lernende oder Lernender , Bürger oder Bürgerin). Oft spielen wir mehr Rollen, als uns bewusst ist.
Frage dich bei jeder Rolle: Erfüllt sie mich? Entspricht sie meinen Werten? Wo möchte ich mich weiterentwickeln? Welche Rolle vernachlässige ich gerade?
Die Sommerpause bietet den idealen Rahmen, um über Rollenveränderungen nachzudenken. Vielleicht möchtest du in einer beruflichen Rolle mehr Verantwortung übernehmen? Oder du merkst, dass du als Freundin oder Freund mehr präsent sein möchtest?
7. Deine nächsten 1–3 Jahre planen
Was willst du mittelfristig erreichen? Beruflich – neue Verantwortung übernehmen, dich weiterbilden, ein eigenes Projekt starten? Privat – ein Buch schreiben, reisen, gesünder leben? Skizziere 3–5 Ziele für die kommenden Jahre. Sie geben deinem Alltag Richtung und helfen dir, Prioritäten zu erkennen.
Mittelfristige Ziele sind die Brücke zwischen deiner großen Vision und deinen täglichen Aktionen. Sie sollten herausfordernd genug sein, um zu motivieren, aber realistisch genug, um erreichbar zu bleiben.
Berücksichtige verschiedene Lebensbereiche: Karriere, Beziehungen, Gesundheit, Finanzen, Persönlichkeitsentwicklung. Ein ausgewogenes Leben braucht Ziele in mehreren Bereichen.
Die Sommerpause ist ideal für diese Art der Planung. Du hast mehr Ruhe, um zu reflektieren, und weniger Alltagsstress, der deine Sicht trübt.
8. Deine große Vision klären
Wie sieht dein ideales Leben in 5–10 Jahren aus? Wo bist du, was machst du, mit wem arbeitest du? Diese große Vision ist wie ein innerer Kompass – sie muss nicht konkret sein, aber sie inspiriert und hilft dir, heute bessere Entscheidungen zu treffen. Male dir dein Zukunftsbild in leuchtenden Farben aus.
Eine Vision ist mehr als ein Ziel – sie ist eine emotionale Vorstellung deiner idealen Zukunft. Sie sollte dich begeistern und gleichzeitig als Orientierung für deine täglichen Entscheidungen dienen.
Nimm dir Zeit für diese Übung. Schließe die Augen und stelle dir vor, wie dein idealer Tag in 10 Jahren aussieht. Wo wachst du auf? Was machst du? Mit wem verbringst du deine Zeit? Welche Gefühle dominieren?
Schreibe deine Vision auf – nicht als trockene Aufzählung, sondern als lebendige Beschreibung. Nutze alle Sinne: Wie sieht es aus? Wie fühlt es sich an? Welche Geräusche hörst du?
Eine gute Vision ist sowohl inspirierend als auch handlungsleitend. Sie sollte so attraktiv sein, dass du bereit bist, dafür zu arbeiten, aber auch konkret genug, um Entscheidungen zu treffen.
Ganz am Ende, aber eigentlich am Anfang: Wofür machst du das alles? Was gibt dir Bedeutung, was motiviert dich langfristig? Dein persönlicher Sinn ist der Treibstoff für deine Ziele – und kann gerade in den stilleren Sommermonaten wiederentdeckt werden.
Der Sinn ist der tiefste Fokushorizont im GTD-System. Er beantwortet die Frage nach dem "Warum" deines Lebens. Ohne einen klaren Sinn können selbst die besten Systeme und Strategien leer und mechanisch wirken.
Finde heraus, was dich wirklich antreibt. Ist es der Wunsch, anderen zu helfen? Die Freude am Erschaffen? Das Streben nach Wissen? Die Liebe zur Familie? Oft sind es mehrere Aspekte, die zusammen deinen persönlichen Sinn ergeben.
Dein Sinn ist nicht statisch – er kann sich im Laufe des Lebens entwickeln und verändern. Was in den Zwanzigern wichtig war, muss in den Vierzigern nicht mehr dieselbe Bedeutung haben.
Nutze die Sommerpause für tiefere Reflexion. Wann fühlst du dich am lebendigsten? Welche Tätigkeiten geben dir Energie, anstatt sie zu rauben? Bei welchen Gelegenheiten vergisst du die Zeit?
Ein klarer Sinn hilft dir auch dabei, Nein zu sagen. Wenn du weißt, was dir wichtig ist, fällt es leichter, Ablenkungen und unwichtige Verpflichtungen zu identifizieren.
 
        Fazit: Sommerzeit ist Zukunftszeit
Der Sommer muss kein Leerlauf sein – er kann dein wertvollster Planungsmonat werden. Entrümple, sortiere, kläre und plane. Erlaube dir bewusstes Nichtstun, aber verknüpfe es mit Klarheit für das, was kommt. Mit weniger Ballast und mehr Ausrichtung gestaltest du die zweite Jahreshälfte mit mehr Ruhe, Wirksamkeit und Leichtigkeit.
Die Integration der GTD-Fokushorizonte in deine Sommerplanung sorgt für eine ganzheitliche Herangehensweise. Vom konkreten nächsten Schritt bis hin zu deinem tiefsten Lebenssinn – jede Ebene trägt zu einem erfüllten und produktiven Leben bei.
Vielleicht wirkt gerade jetzt alles ruhig – aber genau das macht diese Zeit so wertvoll. Was du heute sortierst, wird dir morgen den Rücken freihalten.
Quelle:
- de Bloom, J., Geurts, S. A. E., Taris, T. W., Kompier, M. A. J., & de Weerth, C. (2011). How does a vacation from work affect employee health and well-being? Psychological Health, 26(12), 1606–1622.
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