„Reserviert!?“ – Wenn das Handtuch früher aufsteht als du
Der Kampf um die Liege: Warum dein Urlaub an einem Stück Stoff scheitern kann
Wer kennt das nicht? Man freut sich auf eine entspannte, erholsame Zeit - den Urlaub - und möchte ein paar Seiten im Lieblingsbuch auf der Liege am Pool in der Sonne genießen. Doch leider ist keine Liege mehr frei. Von Menschen schon, aber nicht von Handtüchern, die unmissverständlich mitteilen: „Ich bin reserviert.”
Die „besetzte Liege“ im Urlaub ist ein bekanntes und oft belächeltes, aber auch tatsächlich ärgerliches Phänomen, besonders in Hotels mit Poolanlagen oder an Stränden. Es sorgt regelmäßig für Unmut unter Urlaubsgästen. Etwa 20 bis 30 Prozent der Urlaubsgäste geben an, mindestens einmal während ihres Urlaubs in einen Konflikt mit anderen geraten zu sein.
Wie kann man am besten mit dieser Situation umgehen?
Inhaltsverzeichnis
Wenn Handtücher wichtiger sind als Menschen – das tägliche Urlaubsdrama
Szene aus dem Urlaubsalltag: In einer Hotelanlage, um 7:03 Uhr morgens, irgendwo auf Lanzarote beginnt ein kleiner Klassiker – der tägliche Kampf um die Liege:
- Herr Mayer: 58, aus Hannover, passionierter Frühaufsteher und geübter Handtuch-Taktiker.
- Frau Mancini: 42, Italienerin, temperamentvoll, ist seit 6:30 Uhr wach – geweckt von den Möwen.
- Kevin,19, Poolboy in den Sommerferien, studiert eigentlich Medienpsychologie und möchte in Ruhe sein Handy durchsehen.
Erster Akt: Die Belagerung Herr Mayer tritt mit militärischer Präzision auf die Poolterrasse. In der linken Hand hält er eine Thermoskanne Kaffee, in der rechten drei farblich abgestimmte Badehandtücher. Er murmelt dem Poolboy zu: „Platz 14, 15 und 16, wie gestern. Unter dem Sonnenschirm, mit Blick auf die Poolbar.
Zweiter Akt: Die Rebellion Um 9:45 Uhr. Die Sonne brennt. Frau Mancini erscheint mit Sonnencreme, Strohhut und aufblasbarem Flamingo. Die Liegen mit Herrn Mayers Handtüchern sind leer, sie poltert los: „Was ist das?! Liegen besetzt von Geisterhand? Niemand da! Sie hebt ein Handtuch hoch und setzt sich auf Herr Mayers Liege.
Dritter Akt: Der Showdown 10:02 Uhr. Herr Mayer erscheint, mit aufgerissenen Augen und Sonnenbrille und ruft schon von weitem: „Hallo, die Dame, das ist meine Liege! Das war mein Handtuch! Ich war um sieben hier!“
Es kommt zum Streit. Kevin, der Poolboy, versucht zu vermitteln, tritt unsicher dazwischen - mit einem Block in der Hand. Herr Mayer zieht sich schmollend zurück, murrend, aber mit Würde. Am nächsten Morgen ist er schon um 5:45 Uhr da. Mit acht Handtüchern. Man muss ja vorbereitet sein...
Wie dir die Methoden von Crucial Conversations helfen können, einen entspannteren Urlaub auf der Liege am Pool zu genießen. Hier findest du eine fundierte und anschauliche Antwort:
Beim Kampf um die Liege solltest du:
- ruhig und klar bleiben
- Missverständnisse vermeiden
- eine respektvolle Lösung finden
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Drei Tipps:
1. Bleibe ruhig und klar
Erkenne, dass diese Situation typisch für eine „Crucial Conversation“ ist – also ein Gespräch mit starken Emotionen, unterschiedliche Meinungen und subjektiv hoher Bedeutung.
Das klingt zum Beispiel so: „Ich war zuerst da!” – “Nein, das ist jetzt MEINE Liege!“
Wenn du erkennst, dass so ein Gespräch kritisch ist, kannst du dich bewusst dafür entscheiden, ruhig zu bleiben und eine Eskalation vermeiden. Gehe stattdessen bewusst in einen vernünftigen, beidseitigen Dialog und vermeide verbale Angriffe oder Rückzug. Denn viele Menschen reagieren auf Konflikte mit:
- Schweigen (z.B. Rückzug, Sarkasmus, passiv-aggressives Verhalten) oder
- Gewalt (z.B. Anschreien, Vorwürfe, Rechthaberei)
Crucial Conversations lehrt: Bleibe im Gespräch - aber mit Respekt. Zum Beispiel.: „Ich sehe, dass diese Liege Ihnen wichtig ist – mir ehrlich gesagt auch. Darf ich kurz erklären, warum ich denke, dass ich sie nutzen kann, obwohl Sie diese mit einem Handtuch reservieren und aktuell gar nicht nutzen?“
2. Missverständnisse vermeiden
Sag offen, was du wirklich willst und was deine Absicht ist – ohne dem anderen etwas Böses zu unterstellen. Zum Beispiel: „Mir geht es nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen. Ich hatte nur den Eindruck, dass die Liege lange unbenutzt war und dachte, ich kann sie nutzen.“
So wirkt dein Verhalten nicht feindlich, sondern nachvollziehbar.
3. Schaffe eine gemeinsame Basis durch eine respektvolle Lösung
Suche nach einem Ziel, das ihr beide teilt – zum Beispiel einen entspannten Urlaub ohne Stress. Zum Beispiel: „Wir wollen beide einfach nur ein bisschen Sonne genießen, oder? Es wäre doch für uns beide hilfreich, wenn man eine Liege nutzen kann, sobald man sie braucht – ohne dem anderen etwas wegzunehmen. Vielleicht finden wir eine Lösung, mit der wir beide zufrieden sind.“
Sprich immer respektvoll, freundlich und wertschätzend, selbst wenn dein Gegenüber laut oder unhöflich wird oder ablehnend reagiert. Reagiere nicht mit gleicher Münze, sondern sag zum Beispiel: “Ich merke, dass Sie sich ärgern – das war nicht meine Absicht. Lassen Sie uns ruhig reden.“
Das entschärft die Situation oft sofort und dann könnte die Situation mit dem Kampf um die Liege vielleicht so aussehen:
Eine Urlauberin (Ute) setzt sich auf eine scheinbar verlassene, aber mit Handtuch reservierte Liege. Kurz darauf kommt der ursprüngliche Besitzer (Herr Mayer) zurück.
Ute sitzt auf der Liege und liest ein Buch.
Herr Mayer kommt mit einem kühlen Getränk zurück und sieht sein Handtuch bei Ute und sagt leicht angespannt: „Entschuldigen Sie bitte, aber das ist meine Liege. Ich hatte dort vorhin mein Handtuch hingelegt.“
Tipp 1: Ute bleibt ruhig, freundlich:
„Oh, das tut mir leid. Ich war mir nicht sicher, ob die Liege noch benutzt wird, sie stand eine ganze Weile leer.“ Herr Mayer antwortet etwas ungeduldig: „Ich war nur kurz beim Frühstück. Ich hatte sie extra reserviert.“
Tipp 2: Ute bleibt im Dialog, zeigt Verständnis und Respekt:
„Ich verstehe, dass Sie sich ärgern, das war wirklich nicht meine Absicht. Ich wollte niemandem etwas wegnehmen. Vielleicht war es ein Missverständnis.“ Sie steht langsam auf und sagt: „Wenn Sie die Liege noch brauchen, kein Problem. Ich finde bestimmt einen anderen Platz oder wir schauen, ob irgendwo noch ein Schattenplatz frei ist.“ Herr Mayer entspannt sich und sagt: „Danke, das ist sehr nett. Wissen Sie was, setzen Sie sich ruhig. Ich trinke sowieso gerade noch was an der Bar. Ich komm später wieder.“
Tipp 3: Ute lächelt:
„Dann legen Sie Ihr Handtuch ruhig noch einmal drauf, und ich nutze sie, bis Sie zurückkommen. Wir können ja teilen.“ Herr Mayer lacht: „Einverstanden“.
Fazit:
Was du aus dem Liegenkonflikt wirklich lernen kannst
Warum hat dieses Gespräch besser funktioniert? Was ist anders abgelaufen? Ute ist es gelungen, dass..
- Beide bewahren Ruhe.
- Ute hat ihre Absicht - keinen Angriff - klar kommuniziert.
- Sie hat Empathie gezeigt und sofort eine Lösung angeboten.
- Herr Mayer fühlt sich respektiert und nicht übergangen.
- Am Ende entsteht sogar ein positiver Kontakt.
Die Fähigkeiten aus „Crucial Conversations“ können dir helfen, eine emotional aufgeladene, heikle Situation ruhig, klar und respektvoll in einen guten Dialog mit einer Lösung für beide Seiten zu verwandeln!
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Therese Kollowik ist erfahrene Trainerin für Crucial Conversations for Mastering Dialogue® und Getting Things Done®. Seit vielen Jahren unterstützt sie Top-Manager und Managerinnen, Führungskräfte und Privatpersonen in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung. Als Karriereberaterin und Life Change Coach begleitet Therese Kollowik Menschen erfolgreich durch individuelle Veränderungsprozesse.